...
It´s going to be September now
For many years to come
Every heart adjusting
To that strict September drum
I see the Ghost of Culture
With numbers on his wrist
Salute some new conclusion
Which all of us have missed
...
Leonard Cohen, A Street
Überlass dich insgeheim Geschriebenem
Wenn den Asterblüten im Reif der Tag welkt
Sturm einem Baum das Blatt zerfetzt
Und bittere Herbstgedanken spuken
Dann sing dir das heimlich geschriebene Lied
Bo djü-i
Die alten Meister schliefen ohne Träume und erwachten ohne Sorgen. Ihre Nahrung war schlicht. Ihr Atem kam von tief innen in ihnen. Sie klammerten sich nicht an das Leben, fürchteten nicht den
Tod. Sie gingen wunschlos hervor und gingen widerstandslos wieder ein. Sie kamen leicht; sie gingen leicht. Sie vergaßen nicht, woher sie stammten; sie fragten nicht, wohin sie gingen. Froh
nahmen sie alles, wie es kam, und gingen in den Tod ohne Furcht. Sie nahmen das Leben als ein Geschenk und gaben es dankbar zurück.
Dschuang - dzi
all things hang like a drop of dew
upon a blade of grass
w.b. yeats
warst wirklich du es,
den ich sah,
oder ist diese freude,
die ich immer noch fühle,
nur ein traum?
teishin
diese welt:
ein schwindendes echo
in den bergen,
hohl
und unwirklich
im leichten schneefall
dreitausend welten;
in jenen welten
fällt leichter schnee
während der schnee sich
in der dämmerung
um meine hütte häuft,
wird auch mein herz
vollkommen verschluckt
ryokan
Au clair de la lune
Mon ami Pierrot
Prête-moi ta plume
Pour écrire un mot
Ma chandelle est morte
Je n'ai plus de feu
Ouvre-moi ta porte
Pour l'amour de Dieu
Dann ist nichts mehr, - Schweigen und Nacht. Aber der nachschwingend im Schweigen hängende Ton, der nicht mehr ist, dem nur die Seele noch nachlauscht, und der
Ausklang der Trauer war, ist es nicht mehr, wandelt den Sinn, steht als ein Licht in der Nacht.
Thomas Mann: Doktor Faustus
Erklär mir, Liebe, was ich nicht erklären kann:
sollt ich die kurze schauerliche Zeit
nur mit Gedanken Umgang haben und allein
nichts Liebes kennen und nichts Liebes tun?
Muß einer denken? Wird er nicht vermißt?
Ingeborg Bachmann
aus: „Erklär mir, Liebe“
heimlich zur nacht
ich habe dich gewählt
unter allen sternen.
und bin wach - eine lauschende blume
im summenden laub.
unsere lippen wollen honig bereiten,
unsere schimmernden nächte sind aufgeblüht.
an dem seligen glanz deines leibes
zündet mein herz seine himmel an -
alle meine träume hängen an deinem golde,
ich habe dich gewählt unter allen sternen.
else lasker-schüler
Vergiß, vergiß und laß uns jetzt nur dies
erleben, wie die Sterne durch geklärten
Nachthimmel dringen; wie der Mond die Gärten
voll übersteigt. Wir fühlten längst schon, wies
spiegelnder wird im Dunkel; wie ein Schein
entsteht, ein weißer Schatten in dem Glanz
der Dunkelheit. Nun aber laß uns ganz
hinübertreten in die Welt hinein
die monden ist –
Rainer Maria Rilke
frühling und herbst
wie auf einem feld aus träumen
die bambussprossen
ertrugen den reif
aus einer nacht wird schnell die nächste
sich vermehrend wie die weißen haare
rengetsu (1791-1875)
langsam bewegt der wind in der langsamen mondnacht dinge, die mit ihrer bewegung schatten bewegen.
vielleicht ist es nur die wäsche auf der leine im stockwerk über mir, doch der schatten weiß nichts von hemden und flattert nicht faßbar in stummem einklang mit allem.
fernando pessoa