gedichte
aus welcher luft
bist du gegriffen
mit welchem recht
ist dir dies angetan
woher nehmen
was auch mich nähme
an
hin
bist du
du
bist du noch
in unserer geschichte
die wildgänse fort
die wildgänse fort, der herbstmond dünn
vor frost, im wald nur noch gefallene blätter
und ein weg, der nicht zur welt hin führt -
erst gestern saßen und redeten wir
bis in die puppen -
ein traum, all unser tun und lassen -
ein vergehender gesang, der immer schon
von etwas anderem handelte -
nicht gut genug
glaub mir, ich tauge nicht für dich -
schon darum, weil ich nicht dazu tauge,
auf deine spezielle art heuchelei einzugehn
und dich zu unterhalten mit hübschen geschichten
von bienlein und vöglein und blümelein schön;
glaub mir, ich bin nicht gut genug,
die dinge so zu sehn
du bist
du bist
das neue
noch ungesprochene
wort
zwischen
meinen worten
und wirst dich
darin finden
keimen
wachsen
wird es dort
am ende
dich entbinden
vom unsagbaren
vom unsagbaren, das einer mit sich nimmt
die weidenblätter flüstern es sich zu
die krähen krächzen es in den wind
die steine verständigen sich darüber
in der sprache der steine
kleine suite
I
grenzgängerei. gerade noch den nächsten schritt überlegt, schon hinübergewesen. in der gegenrichtung. unweigerlich, unwiderruflich
II
zu viele achtel- und sechzehntelnoten, sich hinabsenken in die basslinie. wo das dunklere, langsamere glühen ist. es gibt stimmlagen, die verwerfen das tageslicht. auf der suche nach beweisen. weil man wieder mal nicht bei sich war
III
tigern, tigern, die ganze länge des hauses auf und ab, stundenlang. blau ist das sehnen und dumm wie der himmel, zu dem es schreit
IV
so geht man ständig mit sich selbst um wie mit einem kriminellen. kriminelle sind schlau, blitzschnell entziehen sie sich dem zugriff. finden immer ein versteck. warten ihre zeit ab, dann springen sie. die achtel und sechzehntel rasten aus. kakophonie
V
ein dahliengarten. jeden sommer am zaun stehn und schauen – auf das unsichtbare schild: betreten verboten. das nie mehr. in eine nacht aus abertausenden sternschnuppen eingehen. am rande. darüber hinaus
all die zeit
ich weiß nicht
wie ich wußte
und nicht, warum
ich mich machte
bereit
für das eine
all die zeit
es ist minuten später
die sonne ist hinunter
kein stein blieb auf dem andern
kein sinken mehr, kein steigen
beinahe ist es schweigen
ein paar stillen, frühen morgenstunden ...
ein paar stillen frühen morgenstunden
habe ich meine liebe erklärt
wohl verstanden sie meine liebe zu ihnen
und auch meiner liebe zu dir haben sie
ihr verstehen am ende gewährt
so leben sie, diese stunden, in einklang
mit deinem wesen, das in ihnen ist
mich gebe ich hin dem stillen lesen dessen
was sie mir sind
was du mir bist
stillpunkt
I
als ich ein stern war
in kaltklarer nacht
ein grün durchleuchteter
raum im flieder
die blume nichts
als blume war
ein wort
sich schweigend ereignete
als ich mein teil
der erde war
II
ein schauender schatten am wege
etwas geht vorüber
in den hohlräumen hallt es wider
zwischen den hecken, den zeichen
summen entfernter gefühle
das licht brennt immer noch
der tag ist viel zu lang
ein schauernder schatten am wege
III
mitunter
legt sich aller wind
das meer ebbt und flutet
saumlos, erfüllt
vom warmen strom
und der mund sagt still
warte nicht mehr
träum allein
den traum
eine kleine heimlichkeit
ich habe eine kleine
heimlichkeit
mit dem mond
und mit einem baum
und mit dem wind
ich muß ein kleines geheimnis haben
mit manchen dingen
wie ein kind
leben
einmal
im leben sein, einmal im leben
sein - das keine
ruhe gibt - das nicht wahr ist, ist
bevor es nicht
durch das wort erfüllt
verzaubert, gesteigert, über alle
grenzen getrieben, bevor es nicht
gesprochen verschwiegen
die stille zerstörung
sich nicht mehr
erheben
über nichts
und niemand
wissen
daß der Herr nicht nur gibt
warten nur noch
auf den längst vergangenen
tag, an dem ich dir
nie begegnet
sein werde
kleine briefe, referenzen
kleine briefe, referenzen
geistern im raum
teilen
mit sich
du sagst, das gibt es nicht
aber man weiß nie
für alles eine ewigkeit
brauche ich
wird es tragen?
kreise
die wir ziehen
denen wir
nachgehn
sie werden
enger
die schritte
zögernder
auf dem weg
in die mitte
des alten
labyrinths
wird es
tragen?
der mond entgleitet
der blick braucht
solchen halt nicht mehr
letzte wellen
gehen sanft an land
die wolken
haben es auf einmal
eilig
gräser, abgeblüht
ihr samen verweht
und auch das lächeln
im einverstand
krypta
stehenlassen
die schwellen im haus beachten
daß man gehen können muß
daß es weiter gehen kann
dem wind ein haar schenken
ein paar haltestellen überspringen
gummistiefel bereithalten für die gäste
langmut üben an sarkophagen
das wort rampe ertragen
das wort rampe ertragen
noch mal von vorn
wer sie ist, la belle dame sans merci
dies alles ergründen
unverrichteter Dinge
wenn die Silben ihren Ausweg
gefunden haben
sind sie nur leichte
Gabe von Leben
einer Musik, deren Laute so wenig
zueinander passen wie diese
denn ich habe dein Haar
weiß werden sehen
deine weitgereiste
Traurigkeit
auf dich ist
so sehr vieles gerichtet
doch eigentlich nur ein
monotoner Ton
der nie enden will
daß es nicht wieder schwindet
wenn wir
unverrichteter Dinge, gehen
den Mund stillegen
uns so setzen, daß kein
Licht auf uns fällt
und es ganz gleich ist
was unser Teil war
etwas bildet sich
alles Ungetane
das in Worten bleibt
für die Zeit, wenn der Name
nicht mehr erscheint
aus dir spricht Stille –
ich werde es nicht
so weit bringen, ich werde
früher als du
fertig sein
bleib
augenblicke
keiner vergessen, in jedem
andere
es wird dauern
wie ein dieb
stehle ich mich zurück, sicher
daß ich dort - wo
schon einmal war
der horizont um diese zeit
ist hell
das ist so nichts sagend
bleib
so wirst du bei mir sein, mein
weg führt durch dich
dann nimmt das schauen mich hin
zu meinem
wilden flecken erde
unverwandt
leicht abgerissen gehe ich umher
kein anlaß mehr für die guten sachen
jeans, t-shirt und ein großes hemd
und in meiner hand
ein vogel, der längst davongeflogen
noch immer starre ich auf ihn
unverwandt
du bist ein stern
du bist ein stern
du leuchtest mir
und leitest mich
auf dem weiten meer
wer weiß, wohin
du bist ein ganzes
sonnensystem
mal schimmernd blau
mit nichts zum fassen
mal widerscheinend
und voll von einschlägen
wo harte steine
niedergingen
mit einer eisschicht
unter der haut
bist strahlend heiß
und abgestorben
und mit so manchem
gut versteckten
unentdeckten
planeten am sausen
bist brodelnd und schleudernd
sanft erwärmend
nah und sehr fern
du bist mein stern
von anfang an
von anfang an
dem vor und wieder
von wind und tiden
dem meeresklang
an stille entlang
ehe sie entglitten
monolog
erkennst du es wieder
man rennt nie weit genug
was ist ich rede mit dir
du wirst auch durch dieses
wochenende kommen
ich habe gefehlt
man kann fehlen und fehlen
das geht in mir in mich
und durch als wär ich allein
ich bin nicht allein
es ist nur so nichts will taugen
als das ganz ganz große
das du vergibst
das dir nicht vergibt
nebel
was vor mir ist, sehe ich in schichten.
wie kulissen.
man kann auch zu viel vom theater wissen.
die kreatur
wir sprechen vor uns hin
warten auf ein ohr
um zu leben
wenn keiner uns hört
so sterben wir
so schreien wir
wenn wir geboren sind
gib mir, gib mir
so ist es eben
wir sprechen laut
wir sprechen leis
unser ganzes leben
so ist das eben
gibt niemand uns etwas
so sterben wir
dann schwinden wir
dann geben wir auf
dann murmeln wir nur noch
vor uns hin
kommt nicht mehr drauf an
so ist es eben
dann sterben wir
toteninsel
ein boot legt ab
fährt auf stillem gewässer
die schwarzen wolken
fliegen davon
ein boot legt an
eine weiße gestalt
geleitet die hülle
über die schwelle
bis an den mund
der dunklen zypressen
klartext
mit dem namen fing es an
dann plötzlich klartext
man setzt sich voraus
bleibt dahinter zurück
dem ungreifbaren wandel
blumengarten, minenfeld
die nehmen sich gemeinsam
das letzte bild vor
das noch blieb
weltverhältnis
wer die wolke sagt
weiß er denn nicht
daß es die wolke nicht gibt
und doch sagt er die wolke
tausend mal
und anders
und wieder
weil er sie liebt
weil sie ihn liebt
furcht
wenn nichts den tag mehr hebt
ein stern aus holz
im fenster behelf
und draußen fährt ein sturm
was noch ist, in fetzen
dann ist sie da, die furcht
vor dem inneren kahlschlag
der kommen wird
der den letzten zauber
mit sich nimmt
zauber, ohne den
leben sich nicht will
mir
einmal fand ich
eine einzige rose
es gibt sie nicht wirklich
oder nur so
gerade eben
unreduzierbar
das verhaltene wort
erweist sich – etwas
bist du ohne alles
ein sinnlos schlagendes
herz, aus dem ich
nicht weniger machen kann
als es ist